Heute jährt sich zum 70. mal die Inbetriebnahme des ersten UNIVAC (Universal Automatic Calculator) am 14.6.1951. Dieser Tag wird weithin als Startdatum der kommerziellen Datenverarbeitung gefeiert. Bis dahin verstand man Computer im Wortsinne als Rechner, die komplexe Berechnungen in Naturwissenschaft und Ingenieurwesen mit Methoden der numerischen Mathematik viel schneller lösten, als es je ein Mensch könnte. Fürs Geschäftliche war bis dahin die Lochkarte mit ihren Lesern, Sortierern, Tabulatoren und Druckern der weithin genutzte Standard und erledigte Aufgaben in Buchhaltung, Bestandsführung, Produktionsplanung und anderen betriebswirtschaftlichen Feldern zuverlässig.
Ein großes Problem dabei war das zugrundeliegende Konzept des Lochkartenstapels – faktisch eine sequentielle Datei – die auch genau so verarbeitet, eingelesen, gesplittet, wieder zusammengefügt, sortiert, saldiert und gedruckt wurde. Was es aber, im Gegensatz zur Datei auf einem elektronischen Speichermedium, nicht gab, war eine einfache Möglichkeit im Prozess wieder zurück zu gehen oder schnell mal eine weitere Datei bei Bedarf dazu zu lesen.
Dieses Problem haben auch die genialen Erfinder John Presper Eckert und John William Mauchly erkannt, die im Team an der Moore School of Electrical Engineering mit dem ENIAC den vermeintlich ersten elektronischen Computer mit entwickelt und gebaut hatten. So machten sich die beiden mit der Eckert-Mauchly Computer Corporation selbständig, um einen Computer für Geschäftsanwendungen zu entwickeln, bauen und verkaufen. Wirtschaftlich haben die beiden sich dabei übernommen aber nach Übernahme ihrer Firma durch Remington Rand wurde im März 1951 der erste UNIVAC ausgeliefert und heute vor 70 in Betrieb genommen. Der begriff UNIVAC war lange Zeit ein Synonym für kommerzielle Datenverarbeitung, bis dieses Gebiet von der IBM erobert wurde und deren Systeme zeitweise nahezu eine Monopolstellung innehatten.
Wie schon beim Post zum 80. Geburtstag des Geburtstag, stellt sich auch hier die Frage, ob das in der Geschichtsschreibung korrekt wiedergegeben wird. Das hat auch wieder etwas mit der sehr auf die USA zentrierte Sichtweise der Geschichte des Computers zu tun. Auch wenn der UNIVAC zweifelsfrei einen Meilenstein in der Computergeschichte gesetzt hat, ist hier ganz klar der historische Sachverhalt falsch wiedergegeben worden.
Auch wenn es nur um Wochen geht, gebührt die Ehre dem britischen LEO einem Nachfolger des EDSAC, dem Electronic Delay Storage Automatic Calculator, der ende der 1940er Jahre in Cambridge entwickelt worden war. Der EDSAC gilt als einer der ersten Rechner mit Von-Neumann-Architektur, bei der Programm und Daten sich beide den Hauptspeicher teilen (Stored Program Computer). Auf dieser Basis kam es zu einem Joint-Venture mit der J. Lyons and Co., damals eine bedeutende Restaurant- und Hotel-Kette, deren Manager sehr früh die Idee hatten, ihre administrativen Prozess und dabei insbesondere die Disposition der leicht verderblichen Backwaren durch Computer und Software zu optimieren.
Das Ergebnis war LEO (computer), das (Lyons electronic office I) auf Basis des EDSAC-Designs. Eine der ersten produktiv genutzten Anwendungen war ein System zur Erfassungen der telefonisch eingehenden Bestellungen aus den Filialen und einer darauf basierenden Produktions- und Lieferplanung, über die Fakturierung bis hin zum Controlling. Im Kern genau das, was ein ERP-System (Enterprise-Resource-Planning) auch heute noch tut.
Dem LEO I folgte 1954 der LEO II und die Aktivitäten rund um das Computersystem wurden in eine eigene Gesellschaft (LEO Computers Ltd.) ausgelagert, den Bedarf andere Firmen an LEO-Systemen zu befriedigen. Der letzte Rechner der Baureihe war dann 1961 der LEO III. Auf Dauer konnte er sich nicht gegen die dramatische Übermacht der US-Systeme – zunächst UNIVAC – und dann IBM 360 behaupten. Am Ende verschwand die einstmals hoch innovative britische Computerindustrie praktisch vollständig vom Markt, als 2002 die verbliebene ICL (International Computers Limited) von Fujitsu übernommen wurde.